Kreisräte informieren sich über Bauprojekte des Abfallwirtschaftsbetriebs
Kreisräte aus allen Fraktionen haben kürzlich einige der großen, laufenden Baustellen des Abfallwirtschaftsbetriebs (AWB) besichtigt. Dabei standen drei Projekte im Fokus, die sich auf den ehemaligen Deponiestandorten in Umsetzung befinden. Erster Werkleiter und Vize-Landrat Martin Wuttke bemerkte zu Beginn: „Beim Abfallwirtschaftsbetrieb Böblingen denken viele an Müllabfuhr und Wertstoffhöfe. Wir leisten jedoch deutlich mehr und müssen hier gerade – auch im Sinne von Klima- und Ressourcenschutz kräftig investieren.“
Am Standort Dachsklinge im Sindelfinger Wald stand die Besichtigung der Deponie auf der Tagesordnung. Die ehemalige „Dachsklinge“ hat sich zu einem Berg gewandelt und bildet mittlerweile den höchsten Punkt der Stadt Sindelfingen. Ziel ist, diesen Punkt auch den Bürgerinnen und Bürger als Aussichtspunkt zur Verfügung zu stellen. Erste konkrete Planungen hierzu wurden in Abstimmung mit der Stadt umgesetzt. Die Kreisräte konnten sich von der phänomenalen Aussicht überzeugen. Der Deponieberg wird bereits für die Erzeugung Erneuerbarer Energien genutzt. Jeweils eine PV-Anlage der kreiseigenen Naturstrom GmbH sowie der Stadtwerke Sindelfingen haben zusammen eine Leistung von 1,5 MWp. Eine dritte gemeinsame Anlage soll mit einer geplanten Leistung von rund 1,35 MWp bzw. 6.600 m² Modulfläche entstehen.
Desweiteren wird durch die BVL eine Biomethanisierungsanlage zur Veredelung des in der Vergärungsanlage Leonberg anfallenden Rohbiogases sowie CO2-Abscheidung im Bereich des Häckselplatzes gebaut. Außerdem errichten die Stadtwerke Sindelfingen ein Biomasseheizkraftwerk auf dem benachbarten Grundstück.
Am Standort Dachsklinge betreibt der AWB auch eine Papiersortieranlage, wo Mitarbeiter der Inklusionsfirma Femos die erfassten Papierabfälle aufbereiten und zur Weitergabe an Verwerter sortieren. Pro Jahr fallen im Landkreis Böblingen rund 25 bis 30 Tausend Tonnen Papier an, die hier umgeschlagen werden. Der Hallenboden der Anlage ist nach 30 Jahren starker Beanspruchung beschädigt und muss für rund eine Mio. Euro saniert werden. Die Arbeiten sind mittlerweile weit fortgeschritten und im Laufe des Sommers soll der Betrieb der Papiersortieranlage wieder aufgenommen werden.
Zweite Station der Baustellenrundfahrt war die Deponie Rübenloch in Leonberg. Auf der ehemaligen Deponie wurden ab 1963 bis 1999 über fünf Mio. m3 Müll auf rund 23 ha abgelagert. Die dortigen Veränderungen sind von weiten Teilen Leonbergs und Rutesheim sichtbar. Um das Grundwasser im Umfeld zu schützen, wird der größte Teil der Deponie-Oberfläche abgedichtet. Die Kreisräte konnten sich vom Fortschritt der Arbeiten selbst überzeugen. Eine Fachfirma verlegte die überlappenden Folien, die den Deponiekörper vor eindringenden Niederschlägen abdichten. Die gesamte Abdichtung hat eine Mächtigkeit von 3,3 Metern. Die erwarteten Kosten der Maßnahme liegen bei 20 Mio. Euro. Das Projekt wird mindestens drei bis vier Jahre Bauzeit benötigen.
Die letzte Station der Kreisräte war der Deponiestandort an der Rennstrecke, ebenfalls auf Leonberger Gemarkung, wo derzeit der Wiederaufbau inklusive Erweiterung der abgebrannten Vergärungsanlage stattfindet. Künftig werden hier 60.000 Tonnen Bioabfälle und 12.000 Tonnen Grünabfall aus den Landkreisen Böblingen und Esslingen verarbeitet. Die sukzessive Inbetriebnahme der Anlage ist ab Ende 2024 geplant. Die Projektkosten belaufen sich auf 44 Mio. Euro. Das durch die Vergärung entstehende Bio-Rohgas wird nach Sindelfingen geleitet und ersetzt nach Aufbereitung (Methanisierung) dort fossiles Erdgas im Netz der Stadtwerke Sindelfingen.