Neue Wasserstoff-LKW für die Müllabfuhr
Alternative Antriebe beim Fuhrpark des Abfallwirtschaftsbetriebs: Zwei Lkw mit Brennstoffzellentechnologie stehen in den Startlöchern
Klimaneutralität bis 2035 will der Landkreis Böblingen erreichen. Auf dem Weg dorthin ist ein wichtiger Baustein die Umstellung der kreiseigenen Fahrzeuge auf umweltfreundliche Antriebe. Bereits heute setzt der Landkreis viele Fahrzeuge mit Gas-, Hybrid- und vollelektrischen Antrieben ein. Künftig vergrößern zwei Wasserstoff-Lkws der Müllabfuhr, die mit Brennstoffzellen-Technologie elektrisch fahren, den Fuhrpark des Abfallwirtschaftsbetriebs Böblingen. Sie verursachen keine Emissionen, was rauskommt ist klares Wasser und leise sind sie ebenfalls im Betrieb. „Wir sind ein innovativer und technologie-offener Landkreis und haben viele Monate auf die beiden Neuheiten warten müssen. Endlich sind sie im Betriebshof angekommen, technisch vollständig ausgerüstet und ab nächster Woche im vollen Einsatz“, freut sich Landrat Roland Bernhard. „Wir sind sehr stolz auf die neuen Fahrzeuge mit besonders umweltschonender, modernster Antriebstechnik und sehr gespannt, wie sich die beiden Müllfahrzeuge auf ihren Touren durch den Landkreis Böblingen bewähren“, erklärte Landrat Roland Bernhard bei der offiziellen Übergabe am Dienstag, 17. Januar.
Zusammen mit den drei Werkleitern des Abfallwirtschaftsbetriebs nahm er bei einem Pressetermin auf dem Gelände des Betriebshofes einen symbolischen Schlüssel von Markus Dautermann, Geschäftsführer der Herstellerfirma Zoeller, entgegen. „Ob der AWB über Auswertungen und Vergleiche zu dieselangetriebenen Fahrzeugen zu dem Schluss kommen wird, weiter auf diese neuartige Antriebstechnologie zu setzen oder beispielsweise auf reine E-Fahrzeuge umzusteigen, wird sich zeigen“, so der Landrat. Erster Werkleiter Martin Wuttke erläutert: „Wir stellen derzeit den Fuhrpark des AWB sukzessive auf alternative Antriebe um und dabei könnte die Brennstoffzellentechnik zukünftig mit von der Partie sein. Sie wird im Transportbereich erst seit kurzem getestet. Für die Wirtschaftlichkeit der Antriebstechnik im Einsatz bei unserer Müllabfuhr wird die Anfälligkeit für Störungen und die Reichweite ein entscheidender Faktor sein“ äußerte sich Landrat Bernhard beim Pressetermin.
Die beiden Lkw sind emissionsfrei unterwegs, das bedeutet: kein CO2-Ausstoß und weder Stickoxide noch Feinstaub, wie sie ein Verbrennungsmotor erzeugen würde. Sie werden mit Wasserstoff betankt – dafür gibt es im Landkreis derzeit eine einzige Tankstelle in Sindelfingen. Der Wasserstoff verbindet sich in den Brennstoffzellen mit zugeführtem Sauerstoff. Die bei der chemischen Verbindung entstehende Energie wird in einer Batterie gespeichert, die den Elektromotor speist. In diesem CO2-neutralen Kreislauf entsteht als „Abfallprodukt“ lediglich reines Wasser. Die Batterien der neuen Müllfahrzeuge werden über Nacht aufgeladen. Nach ca. 20 km Fahrt schaltet sich die Brennstoffzellentechnik automatisch zu und erzeugt Strom für die Batterie während der Tour. Der Lkw könnte ausschließlich über die Batterieleistung bis zu 70 km fahren. Wenn sich die drei Brennstoffzellen im Fahrzeug dazu schalten, ist eine Reichweite bis 400 km möglich.
Landrat Bernhard richtete seinen Dank an die Kreispolitik, die dem Pilotprojekt trotz höherer Anschaffungskosten gegenüber einem Dieselantrieb zugestimmt haben sowie dem Bund, der das Projekt großzügig fördert. Dem AWB wurde im März 2021 eine Zuwendung aus dem Bundeshaushalt für die beiden Wasserstoff-Lkw bewilligt. Das Projekt „Beschaffung von zwei Abfallsammelfahrzeugen mit alternativen Antrieben“ mit dem Förderkennzeichen 03B20409 wird im Rahmen des Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit insgesamt 1.594.138,00 Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
Die beiden neuen Müllfahrzeuge werden emissionsfrei und leise ab 23. Januar im täglichen Einsatz sein. Sie werden hauptsächlich in den Innenstädten der großen Kreisstädte im Bereich der Bio- und Restmülltouren eingesetzt. Des Weiteren fahren sie auch im gesamten Landkreis Böblingen, um Reichweite und Wirtschaftlichkeit in den ländlicheren Strukturen mit größeren Entfernungen zu testen.